Asiyeh Panahi, Laura Bäumel, Nadine Schellnegger, Zaid Alsalame
und Gregor Berger
Video © nest.treu.beschmutzer.innen, Spieldauer 7:17
Bühnenbild: Ein Stuhl (optional: Stuhlgang) überzogen mit rotem Samt (und dadurch etwas zu schick – fast schon unnötig aufgebrezelt für die Szenerie) steht stehengelassen aber selbstbewusst vor einer (Wortge-)Wand(t). Die Wand ist zur Hälfte türkis, zur Hälfte weiß (ähnlich dem österreichischen Wahlvolk) und teilt den Raum (wie Patriotismus die Liebe). Der Putz der Wand ist abgebröckelt wie die Idee der Wand selber (die Idee der Trennung). Die dadurch entstandenen Löcher sehen aus wie die Grenzen von Ländern auf einer Landkarte – nur eine dumme und poröse Oberfläche kommt auf die (Kack)Idee sich mit Grenzen zu durchziehen. Der Schatten einer Lampe hängt von der Decke – wobei Schatten streng genommen nicht hängen, sondern sich werfen: Dieser Schatten hängt jedoch. Schatten von Lampen sind besonders ulkig, weil Lampen ja eigentlich dazu gedacht sind zu leuchten und eben selber keine Schatten tragen. Wenn sie dann einmal einen Schatten tragen schämen sie sich fürchterlich vor lauter Ungewohnheit.
Abwechselnd betreten Personen die Bildfläche und eignen sich den Stuhl verschieden an (ignorieren ihn aber nie). Sie gestalten kurze unzusammenhängende (natürlich tatsächlich hochgradig zusammenhängende) Szenen zu den folgenden Sätzen:
Mobilität Tätilibom!
Mignation nach Tätilibom!
Ihr seid die Mobilitäter_innen im außen!
Wolltet uns nur noch verabschieben!
Voll Schub, voll Schub, voll Schub, voll Schubhaft!
Also das Hotel auf Lesbos war eine Absteige, ein mickriges Buffet und zehn Minuten Gehweg zum Strand. Das ist ja wie im Kongo.
Ich schwimm auf meinem Perspektivfloß dahin, zum Glück gibt’s eine Seenotrettung.
Ich schwimm auf meinem Perspektivfloß dahin, zum Glück gab’s eine Seetodrettung.
Ich schwamm auf meinem Perspektivfloß dahin, zum Glück gab’s eine Seetodrettung.
Ich schwamm auf meinem perspektivlos dahin, zum Glück gab’s eine Seetodrettung.
Meine Güte und der Flug war so nervig. 25 Minuten Verspätung und dann noch 3€ für ein Pepsi. Ein Pepsi! Oida!
Du migrirrst dich! Wenn du denkst, dass wir einfach so – bi ba bo – über Grenze dancen. Utzutzutzutzutzutzutzutz
Er wischt sich das Erbrochene von den Händen und sieht sie lange an und er sieht das Blut, das sich dunkelrot und schwarz nicht abwaschen lässt. Es gehört einem Freund, der nicht mittrinkt, es gehört Sirenen, die noch in den Ohren surren, es gehört einer Mutter für die das Geld nicht reichte. Er würde gerne mehr darüber reden aber
A2-Niveau.
Ein kleine Migration Essen für dich.
Aber migrirre dich nicht.
Wir müssen den Staatstoffverbrauch senken.
Es fliegt es fliegt es fliegt der abgeschobene Flüchtling,
es fliegt es fliegt es fliegt die Tante Irmi Urlaub,
es fliegt es fliegt es fliegt die Drohne in Afghanistan,
es fliegt es fliegt es fliegt der Klimawandel,
es fliegt es fliegt es fliegt Rudi auf den Ballermann
und in Syrien da ballert man.
Ich suchte meine Zukunftsmoleküle.
Suchte nach Zuckermolekülen im salzigen Meer.
Ich such nach keinen Zuckermolekülen mehr.
Mobili tät dir gut mein Schatz. Flieg doch mal nach Lebenslauf
Klimawandel, Klimahandel: Waren aus Tausch.
Alles mobil, alles global, alles globil, alles mobal. Alles morbide, aber bitte nur die Richtigen, zur richtigen Zeit, am richtigen Platz. Sonst platzt dem System der
fffffffffff
Fragen.
Kriechen Land. Griechenland.
Neun Tage in Mazedonien im Wald das war so geil.
Mignation nach Tätilibom!
Die vier Autor*innen bilden das Kollektiv für gesellschaftskritische Kunst und Diskurs »nest.treu.beschmutzer.innen«. Es macht mit Mitteln der Satire, der Überzeichnung, aber auch der seriösen Analyse auf Themen und Fragen aufmerksam, die uns die Gegenwart mit lieben Grüßen ins Gesicht sch(m)eißt.